Polizei bei der Taxenkontrolle

"Schwarze Schafe" im Visier

Von der Betriebserlaubnis bis zur Alarmanlage

Beamte von Polizei, Ordnungsamt und Eichamt nehmen die Taxis und Mietwagen ganz genau unter die Lupe.

Unter anderen Umständen könnte die Szenerie bedrohlich wirken. Ein gutes Dutzend Polizeiwagen füllt den Bahnhofsvorplatz, 33 Beamte sind im Einsatz. Auto um Auto nehmen sie unter die Lupe. Was sie dabei suchen, sind aber weder Schwerverbrecher noch Waffen, Rauschgift oder andere illegale Fracht – sondern die berühmten »schwarzen Schafe«. Bis tief in die Nacht überprüfen Polizei, Ordnungsamt, Eichamt, Gewerbeamt und erstmals auch eine mobile Urkundenprüfstelle der Kriminalpolizei am Freitag bei einer groß angelegten Aktion 73 Taxis und Minicars, die in der Stadt unterwegs sind. Die Rundumkontrolle umfasst Papiere und Genehmigungen ebenso wie die Fahrer und den Zustand der Wagen. Im Minutentakt dröhnen deshalb zum Beispiel die Alarmanlagen über den Platz. Sie dürfen auf keinen Fall defekt sein. Wo und wie sie auszulösen sind, muss jeder Fahrer schon im eigenen Interesse wissen – etwa bei einem Überfall. Die Vertreter des Ordnungsamtes prüfen Lizenzen und Personenbeförderungsscheine, ihre Kollegen vom Eichamt testen unter anderem, ob Taxameter und Wegstreckenzähler gültig geeicht sind.

73 Taxis und Minicars kontrolliert

Bei Kontrolleuren und Kontrollierten ist die Stimmung gleichermaßen entspannt. Seit 2014 führe man solche Aktionen mehrmals im Jahr durch, erzählt Polizeihauptkommissarin Silke Fritzsch vom Regionalen Verkehrsdienst. Sie dienten »nicht zuletzt der Sicherheit der Fahrer«, die deshalb »meist kooperativ« reagierten. Damit »schwarze Schafe« nicht, über Funk gewarnt, der Kontrolle entgehen können, lotsen mehrere Streifenwagen als »Schlepper« die Taxis und Minicars aus dem gesamten Stadtgebiet zum Bahnhof. Zur gleichen Zeit werden Betriebskontrollen an den Unternehmensstandorten durchgeführt.

Am Taxistand neben dem Bahnhof freuen sich die Fahrer über die Aktion. »So etwas sollte viel öfter stattfinden«, sagt einer, »am besten jede Woche«. »Das ist dringend nötig«, pflichtet sein Kollege bei. Die Männer haben die Prozedur schon hinter sich, wie ein weißes Armband belegt, das doppelte Kontrollen vermeiden soll. Sie alle kritisieren vor allem die Konkurrenz in den Minicars. Diese seien oft »auf billig, billig, billig« getrimmt, einige Fahrer »deutlich schlechter ausgebildet«, zumal sie seit vergangenem Jahr – anders als ihre Kollegen in den Taxis – keine umfassenden Ortskenntnisse mehr nachweisen müssten.

Ob Minicar oder Taxi: Wenn alles einwandfrei ist, dauert die Überprüfung kaum fünf Minuten. Der Aufwand lohnt sich, wie Dirk Drebes vom Ordnungsamt berichtet. Bei den ersten Aktionen habe man noch recht viele Verstöße festgestellt. Mittlerweile sei seltener etwas zu bemängeln.

Je öfter wir die Kontrollen durchführen, desto weniger finden wir.

Die Bilanz des Abends kommt am Samstag. 73 Taxis und Minicars wurden insgesamt kontrolliert. Elf Taxis und 20 Mietwagen – wie Minicars im Polizeideutsch heißen – wiesen Mängel auf: 43 Prozent der kontrollierten Fahrzeuge. Besonders häufig hatten Fahrer die nötigen Papiere nicht parat, bei einem passte die Genehmigungsurkunde nicht zum Kennzeichen. Ein Mietwagen wurde ohne Genehmigung als Taxi betrieben und musste deshalb stillgelegt werden, drei Mietwagenfahrern wurde die Weiterfahrt untersagt, weil ihnen die notwendigen Lizenzen fehlten oder diese abgelaufen waren. Viermal wurden Verstöße gegen Eichvorschriften notiert, sechs Fahrern fehlten Kenntnisse über Betrieb und Funktion ihrer Fahrzeuge, in acht Fällen war die Beleuchtung defekt oder fehlerhaft. Insgesamt stellten die Beamten 55 Ordnungswidrigkeiten fest, die überwiegend zu Verwarnungen führten.

Zeitungsbericht „Gießener Allgemeine“ (15.04.2018 / Christian Schneebeck)

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